150 Jahre

1. Generation Franz Mohr

Die Anfänge der Bäckerei Mohr gehen auf Franz Mohr zurück, der 1870 in Ommersheim seine Bäckerei eröffnete.

Franz Mohr wurde am 20. August 1841 geboren und war der zweite Sohn von Johann und Maria Mohr, geb. Kehlhofer. Johann Mohr wurde am 17. November 1807 in Bübingen als Sohn einer Müllerfamilie geboren. Er kam 1832 nach Heckendalheim und heuerte beim damaligen Bürgermeister Andreas Kehlhofer als Knecht an. Bei seinem Arbeitgeber war eine kräftige Hilfe notwendig, da dieser nur sieben Töchter hatte. Mit Fleiß und Tatkraft verstand es Johann sich die Sympathie seines Herren zu gewinnen und auch die Zuneigung und Liebe seiner zweitältesten Tochter Maria. Johann und Maria heirateten am 28. Februar 1833. 1842 kaufte der ehemalige Knecht für 3600 Gulden (ca. 48.240€) Haus und Hof der Kehlhofers. Der Name Kehlhofer starb danach in Heckendalheim aus.

Im Februar 1850 starb Maria Mohr, Franz war noch keine 9 Jahre alt. Sein Vater Johann heiratete am 26. Februar 1851 erneut. Seine zweite Ehefrau war Katharina Wilhelm. Im August 1853 verstarb auch Franz Vater im Alter von nur 46 Jahren und somit war Franz im Alter von 12 Jahren Vollwaise. Von nun an bewirtschaftete er mit seinem Großvater Andreas Kehlhofer, der mittlerweile 77 Jahre alt war, seinen Geschwistern und seiner jungen Stiefmutter Katharina den Hof in Heckendalheim.

Im Alter von ca. 15 Jahren verließ Franz sein Elternhaus und erlernte auf der Rittersmühle bei dem Müller Gottfried Nieder das Müllerhandwerk. Die arbeitsreichen Lehrjahre mit Wohnrecht bei fremden Leuten waren für ihn bestimmt nicht leicht, doch am 30. August 1867 durfte er die Stieftochter seines Meisters, Margarethe Schnabel, heiraten. Kurz darauf erwarb Franz das Haus „in de Gass“ (heute Oberwürzbacher Straße 9) in Ommersheim von Mathias Kempf. Zum Wohnhaus zählten Scheune und Stallungen sowie ein Pflanzgarten von 0,1130 Tagewerk (ca. 385m2).

Bäcker Franz Mohr beim Umzug von der Rittersmühle nach Ommersheim 1868

Bis dahin gab es in Ommersheim nur ein öffentliches Backhaus. Das Backhaus befand sich vor „Post Peters“ (Lang) Haus. Heute ist das die Saarpfalz-Straße 48. Franz baute sein Haus zur Bäckerei um und da er nur das Müllerhandwerk erlernt hatte und selbst nicht backen konnte, heuerte er einen auf Wanderschaft befindlichen Bäckergesellen aus Rosenheim bei München an, der ihn das Bäckerhandwerk lehrte. Danach kehrte der Geselle in seine Heimat zurück und Franz führte die Bäckerei allein weiter. Das damalige Angebot an Backwaren ist mit dem heutigen nicht annähernd zu vergleichen: unter der Woche gab es die Wahl zwischen Roggen- und Weizenmischbrot und einer Sorte Brötchen (brääde Weck). Heute bietet die Bäckerei ca. … verschiedene Arten von Backwaren an. Da es zu dieser Zeit jedoch üblich war, Brot selbst zu backen, reichte der Verkauf von Backwaren an die damals ca. 850 Einwohner von Ommersheim nicht zum Leben aus. Daher wurde zusätzlich Handel mit Futtermitteln und Sämereien sowie Landwirtschaft bis in die 1960er Jahre betrieben.

Franz Mohr verstarb am 07. Januar 1897 im Alter von nur 55 Jahren. Seine Frau Margarethe starb schon am 29. Dezember 1888, sie wurde nur 44 Jahre alt. Das Paar hatte vier Kinder, Katharina, Peter, Barbara und Franz.

2. Generation Peter Mohr

Peter und Katharina Mohr

Peter Mohr war der zweite Sohn von Margarethe und Franz Mohr.

Er wurde am 16. September 1869 geboren und verbrachte somit seine Kindheit und Jugend in dem Haus „in de Gass“ und erlernte von seinem Vater das Bäckerhandwerk. Er heiratete am 19. November 1894 Katharina Stolz aus Heckendalheim. Die Ehe von Katharina und Peter wurde mit zahlreichen Kindern gesegnet. Von 1895 bis 1915 gebar Katharina 13 Kinder. Zwei davon, Gottfried und Anna Maria, verstarben jedoch bereits im Kindesalter, der älteste Sohn Heinrich, der die Bäckerei übernehmen sollte, verstarb im Alter von 18 Jahren an den Folgen eines tragischen Unfalls.

Peter Mohr diente in den letzten zwei Jahren des 1. Weltkrieges an der Westfront, somit bleibt Katharina mit zehn Kindern allein zurück. Glücklicherweise kam ihr Mann jedoch unversehrt nach Kriegsende zu seiner Familie zurück. Katharina musste mit ihrem ältesten Sohn Ludwig, der gerade erst 15 Jahre alt war, morgens um 4.00Uhr in der Backstube stehen, die Landwirtschaft weiterführen und das Vieh versorgen. Sie besaßen zwei Pferde, sechs Kühe mit Jungvieh und einige Schweine.

Katharina Mohr starb am 21. August 1940 im Alter von 67 Jahren während der Evakuierung in Weidenberg, Oberfranken.

Peter Mohr wurde in den Jahren von 1920 bis 1953 stolze 36 Mal Großvater. Bis ins hohe Alter arbeitete er im Bäckereibetrieb und der Landwirtschaft mit, bis er im Alter von 85 Jahren am 01. Dezember 1954 verstarb. Somit war Peter Mohr der mit Abstand Älteste seiner bisherigen Familiengeschichte.

3. Generation Ludwig Mohr

Ludwig und Elisabeth Mohr

Ludwig Mohr wurde am 16. April 1901 als fünftes Kind in Ommersheim geboren.

Ursprünglich sollte sein älterer Bruder Heinrich die Bäckerei seines Vaters übernehmen. Dieser absolvierte seine Lehre in Zweibrücken, im Anschluss schickte ihn sein Vater Peter nach Saarbrücken, um dort beim Bäckermeister Danulat als Geselle zu arbeiten. Die Bäckerei befand sich am alten St.Johanner Markt.

In dieser Bäckerei ereignete sich der tragische Unfall, der dazu führte, dass Ludwig anstelle von Heinrich die Bäckerei seines Vaters übernehmen musste.

Außer Heinrich waren noch zwei weitere Bäckergesellen bei Danulat beschäftigt, die ihrem Kollegen einen Streich spielen wollten. Als Heinrich sich setzen wollte, zogen die beiden Gesellen ihm die Bank unterm Hintern weg, sodass Heinrich zu Fall kam. Unfähig sich aufgrund der Überraschung abzufangen, schlug Heinrich mit dem Hinterkopf gegen den sich hinter ihm befindenden Backofen. Heftige Schmerzen zwangen ihn, seine Arbeit niederzulegen und nach Hause zu gehen. Sein Zustand verschlechterte sich zunehmend, doch es gab zu dieser Zeit keinen Arzt, der in der Lage gewesen wäre, Heinrichs schwere inneren Verletzungen festzustellen, geschweige denn zu operieren. So erlag er am 20. März 1914 den Folgen seines Unfalls.

So ergab es sich, dass Ludwig als zweitältester Sohn den Betrieb seines Vaters fortführen sollte. Nach seiner Lehre im elterlichen Betrieb verbrachte er seine Gesellenjahre in Straßburg, Zabern (Savern) und Metz. Am 25. August 1925 legte er in Saarbrücken seine Meisterprüfung ab und heiratete ein Jahr später am 26. April 1926 seine Frau Elisabeth Wannemacher aus Ommersheim. 1936 übernahm er schließlich die Bäckerei sowie den landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters Peter.

Mit Beginn des 2. Weltkrieges kam es zum Räumungsbefehl der „Roten Zone“, zu der auch Ommersheim mit seinen damals rund 1380 Einwohnern gehörte. Am 01. September 1939 begann die Evakuierung mit Lastwagen und Autobussen nach Eulenbis bei Kaiserslautern. Von dort aus ging es mit Sonderzügen weiter nach Steinwiesen, Oberfranken.

1940 konnte die Familie nach einjährigem Aufenthalt nach Ommersheim zurückkehren. Auch während der Evakuierungszeit arbeitete Ludwig als Bäcker, zuhause jedoch erwartete ihn das Chaos. Während seiner Abwesenheit verwüsteten deutsche Soldaten den ganzen Ort, auch die Backstube in der heutigen Oberwürzbacher Straße, somit war es ihm nicht möglich den Bäckereibetrieb wieder aufzunehmen. Die Familie zog in das in der Zwischenzeit neugebaute Haus in der Saarbrücker-Straße.

Da die Familie jedoch vom Bäckerhandwerk lebte war schnell klar, dass es einen Lösungsweg geben musste. Daher kaufte Ludwig einen Ford Eifel mit einem Anhänger und fuhr mit Mehl von der Eschringer Mühle sowie weiteren Zutaten im Gepäck über den Fuhrweg nach Oberwürzbach, wo Ludwigs Schwager eine Bäckerei (heute Café Wannemacher) betrieb. Hier backte er seine Waren, die er dann wieder zurück nach Ommersheim fuhr, wo sie dann im Wohnhaus in der Saarbrücker-Straße verkauft wurden.

Im Frühjahr 1941 wurde Ludwig zur Marine eingezogen und leistete seinen Dienst in Dänemark. Bei Kriegsende geriet er für einige Monate in britische Gefangenschaft. Als er im Herbst 1945 nach Ommersheim zurückkehrt, bot sich ihm ein erschreckendes Bild. Viele Häuser im Ort waren beschädigt oder zerstört. Auch das Haus in der Oberwürzbacher-Straße war so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass es abgerissen und neu aufgebaut werden musste.

Die damals französische Militärregierung verbot Ludwig, Backwaren herzustellen und zu verkaufen, weshalb er anfing Schweine zu züchten. Außerdem brannte er nachts auf dem Speicher des Wohnhauses illegal Schnaps. Den „schwarzen“ Schnaps sowie das Schweinefleisch verkaufte die Familie an Bauarbeiter in Saarbrücken, mit dem erwirtschafteten Geld bauten sie das Haus und die Backstube in der Oberwürzbacher-Straße wieder auf.

1947 erhielt die Familie durch Beziehungen die Erlaubnis, die Bäckerei wiederzueröffnen. Bisher war jedoch nur die Backstube wiederaufgebaut, weshalb ein großer Tisch in dieser als Verkaufstresen diente. Da zu dieser Zeit lediglich mit zugeteilten Lebensmittelkarten Brot gekauft werden durfte, wurden anfänglich nur zwischen 30 und 40 Broten am Tag gebacken.

Der neue Backofen, der gegen Naturalien bei den Schneiderwerken in Saarbrücken gekauft wurde, hielt jedoch nur wenige Wochen. Für die Zeit der Reparatur wurde abends ein Handwagen mit Kohle und Mehl beladen und nach Assweiler zur damaligen Bäckerei Kempf gebracht, um dort zu backen. Der Ford Eifel der Familie wurde im Krieg konfisziert.

Mit dem Wegfall der Lebensmittelkarten und angesichts der Tatsache, dass immer weniger zuhause gebacken wurde, richtete die Familie Anfang der 50er Jahre ein Ladengeschäft ein. Eine große Besonderheit war, dass sonntags mit einer eigens angeschafften Maschine Speiseeis hergestellt und verkauft wurde. Die Kunden mussten jedoch eigene Schüsseln für das Eis mitbringen. Wenn an heißen Tagen im Sommer viel Eis verkauft wurde, musste Ludwigs Sohn Albert im benachbarten Kuhstall Milchnachschub besorgen.

Ludwig Mohr amtierte von Mai 1956 bis Mai 1960 als Bürgermeister von Ommersheim. Innerhalb seiner Amtszeit ereignete sich die 1000 Jahr Feier des Ortes, die Renovierung und der Umbau des Rathauses in der Hofstraße und besonders die Wiedereingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland. Auch nach seiner Amtszeit bliebt Ludwig Mohr noch neun Jahre Mitglied des Gemeinderats der damals noch eigenständigen Gemeinde Ommersheim.

Ab 1960 wurde man Mitglied bei der EDEKA und neben den Backwaren wurden nun auch weitere Lebensmittel angeboten. Die Backwaren wurden unterdessen nicht mehr nur in Ommersheim verkauft, sondern auch zu einem kleinen Teil im Lebensmittelgeschäft der Familie Walle in Heckendalheim.

Ludwig übergab 1970 die Bäckerei inklusive Lebensmittelgeschäft in die Hände seines Sohns Albert, dem ältesten männlichen Nachkommen der Familie. Dennoch arbeitete Ludwig bis ins hohe Alter im Bäckereibetrieb mit und ließ es sich nicht nehmen, den beliebten Kranzkuchen selbst zu flechten.

Ludwig Mohr verstarb am 14. Juni 1985 im Alter von 84 Jahren, seine Frau Elisabeth zwei Jahre später. Das Paar erfreute sich über 17 Enkelkinder.

4. Generation Albert Mohr

Albert Mohr wurde am 08. Mai 1934 in Ommersheim als fünftes Kind geboren.

Nach dem frühen Tod seines älteren Bruders im Kindesalter, war Albert der älteste männliche Nachkomme von Ludwig und Elisabeth. Seine Kindheit war maßgeblich durch die Kriegszeit geprägt. Bei der Evakuierung zu Beginn des 2. Weltkriegs war Albert gerade mal 5 Jahre alt, als er seine Heimat für ein gutes Jahr verlassen musste. Als sein Vater nach der Rückkehr zur Wehrmacht eingezogen wurde, musste Albert als siebenjähriger Junge seiner Mutter und seinen Geschwistern bei der Landwirtschaft zur Hand gehen. Nach Kriegsende war er auch beim Wiederaufbau des Hauses in der Oberwürzbacher-Straße als „Speisbub“ beteiligt und musste die Bauschuttabfälle mit einem Ochsenkarren entsorgen. Zu dieser Zeit war Albert im Alter von 11 Jahren.

Nach seiner Schulzeit erlernte er im elterlichen Betrieb das Bäckerhandwerk und legte am 05. Juli 1957 seine Meisterprüfung in Saarbrücken ab.

Im August 1969 heiratete er Rosemarie Staudt, die ebenfalls aus einer Bäckerfamilie stammte. Ihr Großvater war Paul Hofmann und die Bäckerei ihrer Familie befand sich im heutigen Kaffeehaus in der Saarpfalz-Straße in Ommersheim.

1970 übernahm das Paar die Bäckerei mit Lebensmittelgeschäft. Neben dem eigenen Verkaufsladen lieferten sie unter anderem auch weiterhin nach Heckendalheim und an das Lebensmittelgeschäft Leidinger in Ballweiler.

Nach dem Einstieg der beiden Söhne Ralf und Peter ins Unternehmen wurde 1996 im EDEKA Hauck in Ensheim die erste eigene Filiale eröffnet. Nur wenige Monate später wurde des Weiteren eine Filiale in der Vorkassenzone im neu errichteten Neukauf in Assweiler eröffnet.

Zeitgleich erfolgten in Ommersheim mehrere Um- und Anbaumaßnahmen in Verkaufsraum und Backstube, diese wurde von 100 m² auf 250 m² vergrößert. 1998 eröffnete man die dritte Filiale im Aktivmarkt in Ormesheim.

Albert wurde 2007 der goldene und 2017 der diamantene Meisterbrief von der Handwerkskammer des Saarlandes verliehen.

5. Generation Ralf und Peter

Die nunmehr 5. Generation der Bäckerei wird von Ralf und Peter Mohr betrieben, die das Unternehmen ab 2001 übernommen haben.

Ralf lernte nach seiner Schulzeit im heimischen Betrieb und legte 1991 seine Gesellenprüfung ab. 1996 erfolgte die Meisterprüfung in der Bundesfachschule in Weinheim.

Peter lernte zunächst im Café Kuhn in Blieskastel Konditor, wobei er die Gesellenprüfung als Jahrgangsbester im Saarland abschloss, was ihn zur Teilnahme am Bundeswettbewerb in Wolfenbüttel berechtigte.

Im Anschluss erlernte auch er im elterlichen Betrieb das Bäckerhandwerk und ging bei der Gesellenprüfung wiederum als Landessieger 1996 hervor. Beim anschließenden Bundeswettbewerb erreichte den ersten Platz als Bundessieger der Bäckerjugend.

Dieser Preis wurde ihm vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl in Cottbus verliehen.

Bei der darauffolgenden Europameisterschaft im schwedischen Göteborg belegte er den dritten Platz. Seine Meisterprüfung im Bäckerhandwerk legte er 1998 bei der Handwerkskammer in Frankfurt am Main ab.

Mit der Eröffnung einer eigenen Filiale in der Bezirksstrasse in Niederwürzbach wollte man sich unabhängiger machen. Ein ehemaliges Schmuck- und Uhrengeschäft wurde als Bäckereifachgeschäft umgebaut. Die Öffnungszeiten waren daher nicht mehr an die Öffnungszeiten eines Einkaufsmarktes gebunden.

Die Filialen in Ensheim und Ormesheim wurden 2003 zu Gunsten eines weiteren neuen Geschäftes in Oberwürzbach aufgegeben. Auch hier wurde in der Hauptstrasse ein Ladenlokal angemietet und zur Bäckereifiliale umgebaut. Zeitgleich wurde an die Backstube eine räumlich getrennte Konditoreiabteilung angebaut, um den Betriebsablauf zu optimieren.

Im Hauptgeschäft in Ommersheim richtete man eine gemütliche Café-Ecke ein, in der auch ein Frühstück angeboten wird, welches gut angenommen wird.

Als 2011 der EDEKA Neukauf in Assweiler zu Gunsten eines neuen EDEKA Marktes im neuen Gewerbegebiet „Große Heide“ in Mandelbachtal Erfweiler-Ehlingen geschlossen wird, errichtet man in unmittelbarer Nähe einen eigenen Verkaufspavillon mit Café und Außenterrasse, der 2018 noch erweitert wurde.